Hallo zusammen,
vergangenen Donnerstag bei um die 27 Grad hatte ich in meiner doch schon etwas längeren Trac-Erfahrung Kontakt mit heißgelaufenen Bremsen.
Wir sind mitm 800er turbo Mittelschalter mit einer Fuhre Brennholz im Tandemkipper druckluftgebremst mitsamt ALB (trockene Fichte, ca. 11 SRM = 8 Ster) von mir aus zuerst mal 5 km bergauf eine Passstrecke gefahren. Bergauf immer zwischen 10 und 15 % Steigung, alles im kleiner bzw. großen 3. Straßengang
Leistung ist auf alle Fälle also genug da.
Der Kipper hat eine Leergewicht von 3.050 kg plus das Brennholz ca. 5.000 kg macht eine Anhängelast von rund 8 to.
Auf der nachfolgenden 6 km Bergabfahrt mit analogem Gefälle sind wir zugegebenermaßen schon volle Geschwindigkeit im 4. Gang runtergerauscht und natürlich auch dementsprechend gebremst.
Nach rund 10 km Fahrstrecke im Tal hatte ich erst mit dem 2. Tritt auf die Bremse wieder Bremsdruck, mir hatte also die Bremsflüssigkeit zu kochen angefangen.
Die Bremsflüssigkeit wurde von mir erst im Sommer 2009 erneuert (DOT4).
Da ich aber schon einiges und vor allem schwere Lasten mit den Tracs bei uns im Bayerischen Wald gefahren habe und noch nie auch nur ansatzweise Dampfblasenbildung im Bremssystem hatte, meine Frage:
Gabs so was in der Richtung bei Euch auch schon mal?
Mir kommt halt extrem komisch vor, da es sowas an den anderen Tracs noch nie gab!?!
Kann es sein, daß sich die Bremsflüssigkeit im Vorratsbehälter bei der Bergauffahrt schon dermaßen aufgeheizt hat?
Ich kanns mir einfach nicht erklären, normal müsste der Trac die Bremserei als Scheibenbremser ohne Probleme abkönnen und noch dazu mit dem relativ harmlosen Gewicht und druckluftgebremsten Tandemkipper...
Was meint Ihr dazu, woran liegt es?
Ich werde jetzt heute trotzdem erstmal die Bremsflüssigkeit komplett erneuern und das System spülen, aber die Sache lässt mir keine Ruhe. Hab mir auch schon überlegt, für den Bremsflüssigkeitsbehälter ein Abschirmblech zum Motor hin anzubauen, sinnvoll oder Schrott?
Ich wäre dankbar für die ein oder andere Anregung in der Sache.
P.S.: Grüße an Koima, er kam uns auf der Landstraße Höhe Drachselsried entgegen!
Grüße
Michl
Hallo Michel
Könnte es sein das dein Anhänger schlecht gebremst hat und der Trac das ganze Gespann bremsen musste? Abschirmblech bringt denke ich keine Abhilfe da die Dampfblasen in den Bremszylindern entstehen.
Gruss Walter
Hallo Michl,
das klingt mir auch sehr kurios. DOT4 hat eine Siedetemp. von ca. 230°C, da würde ich auch erst mal vermuten, dass irgendwo ein technischer Defekt vorliegt, der die Flüssigkeit zum Kochen gebracht hat. Wenn alles ok ist, kriegst Du mit Scheibenbremsen und einem dl-gebremsten Anhänger die Flüssigkeit eher nicht zum Sieden. Oder Du hast ein Problem an einer Scheibe, dass da vielleicht auch ohne Bremsen was heiß wird. Aber Ferndiagnose ist in diesem Fall nicht mehr wert, als Händeauflegen...
FG
Holger
Hallo zusammen.
Eventuell ist hier die Bremsflüssigkeit gar nicht das Problem, sondern die Bremsbeläge/Bremsscheibe selbst.
Die Experten nenen das Brems- "Fading"
Das bedeutet, dass die Bremswirkung der Beläge mit zumehmender Belastung und Temperatur abnimmt.
Bei PKW Tests wird z.B. nicht nur einmal von 100 auf 0 gebremst, sondern bis zu 15mal. In der Auto-Bild gibt es da immer schöne Grafiken, in denen man sieht, wie der Bremsweg mit zunehmender Temperatur der Bremse auch länger wird.
Im Endeffekt kann es so weit gehen, dass sich das Verschleißmaterial von der Trägerplatte löst, sich also ein Bremsklotz bei zu starker Belastung quasi in Rauch auflöst. Besonders bei minderwertiger Qualität ist soetwas zu beobachten...
Ich denke, dass dieses Phänomen eher auf Dein geschildertes Ereignis zutreffen dürfte.
MfG
Andre
Servus,
wenn sich schon Wasser in der Bremsflüssigkeit befindet, dann sinkt der Siedepunkt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bremsfl%C3%...msversagen
Die ca. 150 °C hast du dann mit einer schleifenden Scheibe wahrscheinlich gleich mal erreicht, wenn du noch 10km Bergab fährst.
Gruß
Wolfgang
Hallo Michl,
wenn Du die Bremse derart beanspruchst, dann riecht man auch etwas bzw. kurz gesagt: es stinkt! Schließlich bist Du einen ganzen Gang größer ins Tal als auf den Berg. Deinen Leistungszuwachs lasse ich mal außen vor.....
Ferndiagnose sind schwierig; aber mein Bauch sagt: Schau dir die hinteren Sättel an hinsichtlich der Freigängigkeit der Handbremse. Der Hebel wo das Seil / Federspeicher eingehängt ist hat gerne mal ein Tröpfchen Öl.
Hat der Trac eigentlich vorne vier oder zwei Sättel ( vgl. Forstausrüstung) ? Bei vier Sätteln könnte ich mir eher vorstellen, dass die Scheibe ein wenig zu heiß geworden ist bei dieser Belastung.
Berichte bitte mal, wen Du eine schlüssige Diagnose hast.
Gruß Jan
Servus zusammen,
vielen Dank erstmal für die reichlichen Antworten und die interessanten Anregungen.
Leider fällt schon mal die Möglichkeit einer festgewordenen Bremse weg, die sind alle 100% gangbar.
Ebenso bremst der Wagen, zum einen Bremse ich vor so einer Fahrt volle Pulle auf der Forststraße und da standen die Räder still. Zudem wurde am Tag vorher TÜV gemacht und da hatte keiner was auszusetzen am Kipper. Wo ich evtl. einen Fehlerfaktor sehe, ist die dämliche ALB vom Kipper, die mich schon seit immer nervt.
Mir wäre ein Ventil vieeeeeeeeeeel lieber, wo ich von Hand dann bei Bergabfahrt auf volle Bremsleistung stellen kann. Birgt natürlich die Gefahr, daß man dann bei Leerfahrt mal nen Strich zieht
Man darf natürlich auch die Leistung nicht unterschätzen, die die Bremsen hier aufbringen müssen, schließlich steht man fast andauernd auf der Bremse und fährt mit Trac gute 12 Tonnen in der Gegend rum.
Oben drauf kommt noch, daß im ganzen Fahrzeug grade mal so ein viertel Liter Bremsflüssigkeit ist. Und alle 4 Bremsen waren gehörig warm, so daß sogar die Felgen richtig gut handwarm waren.
@Jan: Nein, der hat nur 2 Bremssättel vorne, ist eine original landwirtschaftliche Ausführung!
Gerochen hab ich hin und wieder schon was, ist halt auf der Strecke immer schwer festzustellen, da die zahlreichen PKW schon auch öfters mal zu stinken anfangen, wenn so mancher Tourist im 6 Gang mit Dauerbremsen den Berg runterrollt.
Naja, wie heißt die goldene Regel: Bergab nicht schneller fahren als Du bergauf kannst.
Mal sehen, ich schau mir bei Gelegenheit mal die Bremsen am Kipper an, die Reifen müssen sowieso die Tage mal nachgeschnitten werden.
Viele Grüße
Michl
Hallo Michl,
6 km bergab mit 10-15% Gefälle sind natürlich schon eine Hausnummer wenn man da auf Endgeschwindigkeit bremst. Da reicht es vielleicht wirklich, wenn die ALB vom Hänger keine ausreichende Voreilung erzeugt und der Trac einen Teil des Hängers mitbremsen muss. Aufgrund des Spiels der Anhängung in der Maulkupplung "spürt" man ja beim bremsen, ob die Hängerbremse den Zug streckt. Das wäre mein erster Ansatz.
MfG
Wolfgang
Hallo Leute.
Habe nochmal ein bischen gegoogelt und zum Thema Bremsenfading dies hier
http://www.seat.de/seat_/magazin/technik...ading.html gefunden. Liest sich gut un´ is leicht verständlich...
Schlussendlich könnte natürlich dieses Bremsenfading durch einen nicht funktionierenden ALB ausgelöst werden, weil dann, wie schon geschrieben, die Bremsen am trac einfach überlastet sind.
MfG
Andre
Servus,
Zitat:Aufgrund des Spiels der Anhängung in der Maulkupplung "spürt" man ja beim bremsen, ob die Hängerbremse den Zug streckt. Das wäre mein erster Ansatz.
Also von dieser Seite her habe ich auch schon angesetzt, ich hab absolut kein Stoßen oder Spiel beim Bremsen. Die Voreilung stimmt absolut, mal wieder typisch Mb-Trac.
Mit keinem Schlepper wird der Zug dermaßen perfekt gestreckt wie mit dem Trac...
Ist halt ein richtiges Druckluftsystem und nicht was nachträglich Zusammengestopseltes wie bei den sogenannten heute marktführenden Standardschleppern
Wie gesagt, ich werde mal die Bremsflüssigkeit wechseln, da der Trac nur in der Scheune steht Sommer wie Winter halte ich es schon für möglich, daß die Bremsflüssigkeit einiges an Wasser gezogen hat. Braucht bloß noch die Entlüftung vom Deckel in beide Richtungen etwas durchlassen. Noch dazu geht man ja bereits ab 2% Wasseranteil von einem stark sinkendem Siedepunkt aus und das sind ja bei unseren Bremsflüssigkeitsmengen wirklich nur ein paar Tropfen.
Und natürlich nächstes Mal dann zumindest im untersetzten 4. runter
Grüße
Michl
(30.08.2010, 14:56)greil schrieb: [ -> ]...
Naja, wie heißt die goldene Regel: Bergab nicht schneller fahren als Du bergauf kannst.
...
...braucht keinen zusätzlichen Kommentar mehr!
FG
Holger
Hallo, ggf. hat der Hydraulikteil der Bremsanlage auch über das Oberteil vom Anhängersteuerventil Luft gezogen. Grüsse Marcus
Hallo Marcus,
das hatte ich auch schon im Hinterkopf. Da aber bisher hier nie etwas fehlte und vor allem das Durchfallen des Bremspedals nach Abkühlung wieder vorbei war, schließe ich diese Möglichkeit aus.
Aber trotzdem vielen Dank für den Hinweis.
Grüße
Michl
Hallo Michl,
naja, wenn der Trac Sommer wie Winter in der Halle steht, wie wärs mal damit, daß einfach diesmal die Dichtungen Asche geworden sind?
Du sagst zwar, daß nun die Bremsen wieder i.O. sind. ABER: Alle Dichtungen an den Zylindern lassen mal aus. Ich kann mir gut vorstellen, daß deine Dichtungen nicht mehr die Besten sind (oder hast du sie mal erneuert?) und somit dieser Extrembelastung nicht mehr standhalten konnten. Wundern würds mich nicht, wenn du in Zukunft öfter mal den Fall "2.Druck-aufs-Pedal-bis-das-Ding-bremst" haben wirst.
Zum Vergleich: Mein 800 MS war lange Zeit zum Verkauf in einer Werkstatt gestanden und ab und an mal zum TÜV-Vorfahren eines Anhängers genutzt worden. Als ich ihn kaufte war der erste Druck aufs Pedal "so naja". Mittlerweile hab ich ihn 3 Jahre, hab die Bremse nie überarbeitet (aus Zeitgründen, die eigentlich keine Gründe sein sollten...) und heute geht die Bremse aufs erste mal einwandfrei. Wahrscheinlich, weil sie regelmäßig genutzt wird...
Muß nicht so sein, nur mal ein Denkanstoß...
Gruß Cliff
Servus zusammen,
Danke Dir für Deine Anregung, Cliff.
Gestern abend bin ich mit dem Gespann mit neuer Bremsflüssigkeit und sogar noch etwas mehr Gewicht wieder die gleiche Strecke in gleicher Manier gefahren. Siehe da, das Problem war komplett gelöst.
Anscheinend war also tatsächlich durch Wassereintrag der Siedepunkt dermaßen stark gesunken.
Um diese Erfahrung reicher, kann ich nur Jedem raten, die Bremsflüssigkeit spätestens alle 2 Jahre und zwar komplett zu erneuern.
Ich hab im Tal dann extra angehalten und mir die Bremsen angeschaut: Die waren natürlich nicht anzufassen, aber noch keine Spur von Belaggestank oder geschweige denn Rauchentwicklung. Zeigt sich einmal wieder, was für eine hervorragende Bremsanlage schon damals verbaut wurde.
Die sucht heute noch bis auf ein paar wenige Ausnahmen in dieser Leistungsklasse ihres Gleichen.
Beste Grüße
Michl