Guten Tag,
mich interessiert mal, ob man an jedem Reifen eine Reifendruckregelanlage installieren kann.
Wir haben eine im Auge, bei der der Druck auf 0,8 Bar abgesenkt wird, ist das mit jedem Reifen möglich?
MFG Michi
Hallo Michi,
ich denke, das hängt von der Belastung des Reifens ab. Vorraus gesetzt die Felge paßt zur Reifengröße, kann man in den Tabellen des Reifenherstellers die Belastbarkeit des Reifens in Abhängigkeit des Druckes ablesen. Die Regelung des Reifendrucks umgeht quasi das Problem der verringerten Tragfähigkeit bei hoher Straßengeschwindigkeit durch die Anpassung des Reifeninnendrucks an die Bedürfnisse:
Feld - niedriger Innendruck bei niedriger Geschwindigkeit -> hohe Traglast bei wenig Bodenverdichtung; Straße - höherer Reifeninnendruck für mehr Traglast bei höherer Geschwindigkeit.
Vielleicht kann Cliff da mehr zu sagen?
Grüße
Alex
Die Reifengröße ist übrigens:
16.9 R 30
137 A8,
falls das jemandem hilft!
Vielen Dank,
MFG Michi
Hallo Michi,
grundsätzlich geben die montierten Reifen die Grenzen des Machbaren an. Zu jedem Reifen sollte es die Möglichkeit geben, vom Hersteller ein sogenanntes technisches Datenblatt in die Finger zu bekommen. Das kann etwas aufwändig sein, aber der Kunde hat ein Recht darauf.
Die maximalen Traglasten bei entsprechenden Geschwindigkeiten müssen aber sogar am Reifen selbst, entweder in Klarschrift, oder zumindest in Form der Indizes angegeben sein. Genaueres kann Dir aber ein Reifenspezialist beantworten.
Eine Reifendruckregelanlage ist jedoch nicht dazu da, den minimal oder maximal möglichen Reifendruck einzustellen, sondern sollte genutzt werden, den zum jeweiligen Anwendungsfall passenden Luftdruck herausfinden und einstellen zu können.
Dieser wird nur zu einem kleinen Teil vom Reifen (Radial- oder Diagonalreifen, Niederquerschnittsreifen, etc.) bestimmt, viel wichtiger sind Faktoren, wie Last auf den Achsen, Topographie (Hügel, Seitenhang, sog. Schichtfahrt), Bodenbedingungen, Bodenart, sowie Tragfähigkeit und Zustand des Bodens, sogar die Jahreszeit kann Einfluss auf die Einstellwerte nehmen.
Wer das auf die Spitze treiben und in allen Situationen das Optimum herausholen möchte, könnte darüber sicher eine Doktorarbeit schreiben, so umfangreich ist das.
Das wichtigste ist jedoch erst mal, Schaden am Fahrzeug zu vermeiden. Man kann also nicht so weit mit dem Druck runtergehen, dass sich die Decke auf der Felge dreht, die Karkasse Faltungen bekommt oder anderes passiert.
Der Punkt jedoch, wo so etwas auftritt, ist von Fahrzeug zu Fahrzeug aufgrund der Lastverhältnisse unterschiedlich. Bei meinem Schwager am 1300 drehte sich beispielsweise die Decke auf der Felge schon über 1,1 bar (18,4R30), was aber sicher auch am Reifenfabrikat lag. Inzwischen hat er andere, da gibt es kein Problem.
Fakt ist, der 1300 mit 18,4R30 dürfte von allen MBtrac die riskanteste Fahrzeug-/Reifenkombination sein, da die durch das Drehmoment der Räder am Felgenwulst auftretenden Kräfte höher sind, als bei der 34" Felge.
Trotzdem mag es möglich sein, auch mit dieser Kombination unter bestimmten Umständen bis 0,5bar runter zu gehen.
Das kann Dir aber von ferne keiner vorhersagen, wo bei Deinem Fahrzeug die Grenzen sind.
Wenn Du RRA nachrüstest, wirst Du nicht drumrum kommen, zu experimentieren, wo bei Deinem Fahrzeug auf Deinen Feldern die Grenzen sind.
Du wirst sogar festsstellen, dass unter unterschiedlichen Bodenbedingungen (Feuchte, Gefügezustand) unterschiedliche Reifendrücke optimal sein können und was heute richtig war, muss es morgen nicht zwingend auch sein.
Problematisch ist es immer bei schweren Anbaugeräten, die im Dreipunkt getragen werden, hier kannst Du nicht auf den für den Boden und die Arbeit optimalen Druck runtergehen, da am Vorgewende die Geräte ja wieder angehoben und getragen werden müssen.
Gerade in Schichtfahrt ist ein Reifen ruckzuck zerstört, da durch die Lastverlagerung am Hang unter gewissen Umständen fast das gesamte Gewicht von Fahrzeug und Gerät auf einem einzigen Reifen steht.
Ideal sind Geräte, die nicht getragen, sondern angehängt sind, da diese die Hinterachse nicht extrem zusätzlich belasten. Hier kann man sich schon mal richtig an die unterste Grenze herantasten.
Grundsätzlich ist noch anzumerken, dass die Zugkraftsteigerung durch Absenken des Luftdruckes bauartbedingt bei Radialreifen erheblich größer ist, als bei Diagonalreifen.
FG
Holger
Hallo Michi,
nicht jeder Reifen ist für den Betrieb mit neidrigen Drücken ausgelegt. Daher solltest Du erst mal wie Holger schreibt ein Datenblatt zur Hand nehmen.
Hinsichtlich einer technischen Umsetzung sei aber noch angemerkt. Wenn Du mit dem Motorkompressor alle vier Reifen des Tracs von Ackerzustand auf Straßenzustand aufpumpen möchtest, kannst Du erst mal eine kleine Pause einlegen. Ein Zusatzkompressor sollte also unbedingt eingebaut werden.
Technisch ist das alles machbar und für den Trac auch schon realisiert worden. Schau einfach mal in das Bilderalbum von Stefan Mannel.
Gruß Jan
Wie oben schon erwähnt, Datenblatt anschauen. Dort findest du die erlaubten Kombinationen Druck-Geschwindigkeit-Maximale Belastung.
Des weiteren: ein momentanes Wandern des Gummi´s auf der Felge ist dann schlimm, wenn es dauerhaft auftritt. Wenn der Reifen nach 30 ha Ackern mal 2 cm gewandert ist, streßt das keinen. Weil aber die Gefahr des Wanderns mit abnehmendem Druck steigt (bei gleicher Zugkraft) solltest du auf Schläuche verzichten. Oft genug sind Ventile abgerissen, weil der Reifen auf der Felge gewandert ist. Außerdem kannst du bei der schlauchlos Variante Ventile verbauen, die eine Schnellbefüllung ermöglichen.
Du mußt dir auch eine grundsätzliche Frage des Ablaufes der Druckänderung beantworten: Wie oft änderst du den Druck? 1. Fährst du auf den Acker, änderst den Druck und bleibst dann stundenlang dort? Oder hast du häufige Druckwechsel, bsp.-weise beim Güllefahren, wo du alle 10 min. füllst oder abläßt? Soll das Ganze automatisch erfolgen, ohne das der Fahrer aussteigt? Dann brauchst du nämlich Leitungen zu jedem Rad incl. Drehadapter, das ganze so verbaut, daß es nicht leicht kaputtgefahren werden kann und auch bei der Lenkachse keine Probleme macht. Oder kannst du damit leben, auszusteigen, mit einem Schlauch um den Trac laufen und jeden Reifen einzeln zu füllen? Mit den richtigen Ventilen ist ein Füllen eines Reifens innerhalb von 30-60 sec möglich, von daher interessant für den "seltenen" Druckwechsel ein paar mal am Tag.
Der Luftvorrat: Alex Einwand mit dem Zusatzkompressor ist berechtigt, kommt aber auch auf deinen Bedarf an Füllvorgängen pro Zeit an. Für den seltenen Fall reicht evtl auch der Motorkompressor, allerdings brauchst du in jedem Fall ein paar Zusatztanks z.B. auf der Pritsche. Diese werden dann über das 4-Kreis-Schutzventil als zuletzt versorgter Verbraucher angschlossen. Somit sind die wichtigen Funktionen auch dann gegeben, wenn du durch die Füllung die Tanks gerade leer hast. Auch ein Zusatzkompressor hilft dir ohne Zusatztanks nur bedingt was.
Ich persönlich tendiere für bis zu 5 Füllungen am Tag zu der Variante des "Aussteigens und ums Fahrzeug laufen". Das Einstellen des Luftdrucks erfolgt dabei wie in der Werkstatt beim Luftnachfüllen mit einem Manometer für jeden Reifen einzeln. Wenn du dir noch einen Spezialschlauch baust, kannst du alle 4 Reifen gleichzeitig füllen, wobei du aber den Druck auch nur für alle gleich machen kannst.
Die dafür notwendigen Felgenventile sind fast das gleiche, wie du von deinem Werkstattkompressor kennst, nur eine Nummer größer.
Die Automatik-Version ist baulich sehr aufwändig, Luftvorratstanks sind ebenso notwendig, und mit der entsprechenden Steuerung nicht ganz billig. Die Gefahr des Zerstörens (von den Folgen, daß dann das Fzg bewegungsunfähig ist, reden wir noch nicht) der Leitungen ist auch nicht außer acht zu lassen. Du bekommst auch ein Platzproblem, wenn du die typischen Trac-Felgen drauf hast, da ja der Drehadapter usw. die Fzg-Breite deutlich erhöhen (Zerstörungsgefahr, Platzbedarf auf der Straße).
Soweit meine Gedanken aus dem Stegreif.
Gruß Cliff