(27.04.2013, 06:56)silberdistel schrieb: [ -> ]...
" Ich würde so ein primitives Teil nicht mal geschenkt nehmen"
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Hallo an Alle,
nach der Grenzöffnung hätte ich einen voll intakten K700A zum Schrottpreis bekommen können. Ein fahrender Händler, der zu dieser Zeit reihenweise gebrauchte Westtechnik in die neuen Bundesländer karrte, hätte ihn mir auf dem Rückweg gern mitgebracht, "...d's Kilo für Vier Fennsche..."
Ein paar Jahre danach wurden die damals in die Ecke gestellten Fahrzeuge größtenteils wieder in Betrieb genommen...
Heute bekomme ich zu diesem Preis keinen intakten K70n mehr...
...ich hätte einen schönen Oldtimer...
Doch wir verwöhnten Wessis dürfen diese Maschinen aus den ehemaligen Ostblockstaaten nicht einfach als primitive Teile abtun. Das ist zu einfach. Der Kasimir oder auch die "Russenkuh", wie er/sie halb scherzhaft, halb liebevoll genannt wurde, war ein robuster Schlepper, der sogar mit einer Vierfach-Lastschaltung aufwarten konnte. Nach Beseitigung von ersten Kinderkrankheiten, wie Knicklager ohne Buchsen oder dass man lernen musste, dass Turbomotoren etwas mehr "Freiraum" für die bewegten Teile brauchen, liefen diese Maschinen relativ treu ihre Stunden runter...
Von der Technik her dürfen wir diese nicht mit den heutigen überfrachteten Maschinen vergleichen, sondern mit zeitgleich hergestellten leistungsgleichen Maschinen anderer Länder und diesbezüglich schneiden die alten Steiger oder Versatile, Case oder anderen Knicklenker auch nicht besser ab, bis auf die im Verhältnis größeren Radumfänge. Die Getriebe waren oft sogar "primitiver", als beim Kasimir...
Kleinere Probleme waren oft Undichtigkeiten aufgrund von qualitativ schlechtem Material, egal ob Wellendichtringe oder schlechtes Aluminium im Hydraulikbereich.
Großer Vorteil aller Block-Maschinen war eine fast bis zur Perfektion getriebene Gleichteilepolitik!
In der großen Baureihe der URSUS- oder ZTS-(Zetor)-Schlepper gab es eine einzige Type Bremsscheibe und das über viele Jahre Bauzeit.
Der Motor im DDR-LKW, im Fortschritt Mähdrescher, im ZT300 (und Folgemodelle), sowie in Aggregaten, egal, ob Pumpe oder Generator, war immer der gleiche...
Bei uns hat ein einziger Typ oft schon "...von Fahrgestellnummer xxxxxxx bis Fahrgestellnummer yyyyyyy..." verschiedene Teile verbaut...
Schaut mal, wie viele verschiedene Standardreifengrößen heute ein einziger Hersteller in seiner Palette einsetzt und überlegt mal, wie viele verschiedene Bereifungen es bei den 50 bis 130PS Modellen der Belarus (Minsker Traktorenwerke) gab - ich habe noch Prospektunterlagen von den Fahrzeugen, da in den frühen 1980-er Jahren hier in der Nähe ein Händler versuchte, Belarus zu verkaufen...
Es ist immer so, wenn ein System aus welchem Grund auch immer von einem anderen "überrollt" wird, wird darin alles, was gemacht wurde, gern als schlecht angesehen.
Wir alle täten gut daran, wenn wir Dinge anhand ihrer Eigenschaften bzw. Fähigkeiten als gut oder schlecht bewerten würden und nicht aufgrund ihrer Herkunft...
Zur Zeit ihrer Inverkehrbringung waren manche Blockfahrzeuge ihrer Zeit sogar technisch oder auch in Punkto Sicherheit voraus!
Man bedenke, dass im Osten der Umsturzschutz eher eingeführt wurde, als im Westen. Während wir uns bis in die fast neunziger Jahre im Westen über Allradzuschaltung lastschaltbar oder über Klauen unterhalten haben, existierte diese Frage bei den Fahrern der DDR-Schlepper überhaupt nicht - und zwar schon viele Jahre nicht mehr...
Früher hat man bei den Kirovets (zu recht) die Bodenpressung (Verdichtung) bemängelt, die diese Fahrzeuge aufgrund ihres Gewichtes verursachen, doch heute sind die aktuellen großen Standardschlepper, wenn sie voll aufballastiert sind, auch nicht mehr besser...