Hallo zusammen,
mich beschäftigt schon seit einiger Zeit das Thema wie sich der Verbrauch von 4- und 6-Zylinder Motoren bei gleicher Leistung unterscheidet. Speziell bei den Mercedes Benz Motoren. Leider gibt es im Netz hier keine Antworten. Deshalb eröffne ich hier mal diesen Beitrag.
Eckdaten(fiktives Beispiel):
MB-Trac 1000 Turbo | MB-Trac 900 Turbo
OM 366 mit 130PS | OM364 mit 130PS
Beide verrichten die exakt selbe Arbeit => Wer verbraucht hier nun eurer Meinung nach mehr Kraftstoff? Im Prinzip ist der Unterschied also 2-Zylinder +/-.
Die Haltbarkeit liegt klar beim 6-Zylinder, dies ist aber nicht die Frage.
Ist hier nun der Vierzylinder aufgrund weniger Reibung und weniger Töpfen sparsamer oder ist der 6 Zylinder, der mit weniger Kraftstoff-Menge die 130PS erreicht, nachher sparsamer?
Ich bin sehr auf eure Meinungen gespannt. Vorab, eine Lösung habe ich nicht. Eventuell gibt es ja von Besitzern mit mehreren Tracs Erfahrungsberichte.
Grüße und eine gesunde Zeit,
Steffen
Hallo Steffen,
In der Theorie bedeutet weniger Hubraum mehr Ladedruck um die gleiche Leistung zu erhalten. Gepaart mit einem Ladeluftkühler führt dies zu einem höheren theoretischen Wirkungsgrad, wenn die Ladelufttemperatur bei beiden gleich ist.
Was das für Mb Motoren aus den 80er Jahren bedeutet, kann ich nicht sagen. Die wichtigste Frage ist erst mal, bei welcher Drehzahl schaffen deine Beispiele die 130Ps. Der 6 Zylinder könnte das bei niedriger Drehtahl erreichen und daraus Vorteile ziehen..
Bin gespannt auf Erfahrungsberichte aus der Praxis,
Matthias
Hallo Männers,
Das ist ein spannendes Thema, allerdings ohne brauchbaren Nutzen im Fall der vorhandenen Schätzchen und für die Entscheidung, "welchen kaufe ich mir als nächstes" wird das wohl auch kaum Entscheidungskriterium sein.
Grundsätzlich hat man bei Motoren mit gleicher Leistung und unterschiedlicher Anzahl Zylinder einen Nachteil zu Lasten der größeren Anzahl bewegter Teile durch Reibung und einen Vorteil der aufgeladenen Motoren.
Dann muss man noch zwei Fälle unterscheiden:
1.)
Oft gab es ja Hersteller, die in einem überschneidenden Leistungsbereich von einem (pro Zylindereinheit) großvolumigen Vierzylinder zu einem (pro Zylindereinheit) kleinvolumigeren Sechszylinder übergingen.
Beispiel: MF595 mit 4 Zylinder (A4.308) und 5,2 Litern Hubraum auf den nächsten 6-Zylinder mit gerade mal einem halben Liter mehr Gesamtvolumen (A6.354).
Das ist dann noch mal anders zu betrachten, als wenn man ...
2.)
...gleiche Einzelzylindervolumina vergleichen will. (OM314 zu 352 oder 364 zu 366).
Da haben wir im einen Fall einen Motor am Ende der Leistungsskala und im anderen Fall einen extremen Drosselmotor. Beide laufen dann meist schon in einem unwirtschaftlichen Verbrauchsbereich.
Die Haltbarkeit des Drosselmotors ist eindeutig ein Vorteil und war jahrzehntelang Strategie aller Hersteller bei Traktoren. Bis in die 70-er Jahre reden wir fast nur von Drosselmotoren. Der Diesel kostete 50 Pfennige / Liter...
Große Einzelzylindervolumina verstärken den Unrundlauf und erfordern Lancaster-Ausgleich (mehr bewegte Teile), bringen aber enorm Drehmoment. Kleine Volumina können mehr Drehzahl verkraften.
Dann haben wir noch Langhuber vs Kurzhuber (Perkins gegen die Motoren von FORD aus der 1000-er Reihe)
Und wir müssen Saug- und aufgeladene Motoren separat betrachten...
Motoren mit elektronischem Motormanagement und modernen Einspritzsystemen sind noch mal anders zu bewerten, denn eine DNOSD kann man nicht mit einem 2.000bar Hochdruck-Injektor vergleichen.
Letztlich kann es sogar sein, dass der eine Motor zufällig im Drehmomentoptimum läuft und der andere außerhalb und schon sieht die Verbrauchskurve ganz anders aus...
Letztlich gab es (zumindest früher) zu jedem Motor bei jeder Einstellung eine Verbrauchsangabe in g/PSh oder g/kWh. Da waren die Unterschiede zwischen den Herstellern oft größer, als zwischen 4 und 6 Zylindern.
Gruß aus Oberhessen
Holger
Hallo zusammen,
danke schon mal für eure Einschätzungen. Leider weniger Antworten als erhofft.
Das der Vergleich "hinkt" dachte ich mir schon. Deshalb möchte ich Ihn so simpel wie möglich betrachten. Konkret geht es mir darum, ob die 4-Zyl generell sparsamer sind. Deshalb habe ich als einzigen Unterschied die zwei Zylinder angegeben.
In meinem Fall wäre der Vergleich 352 / 364 noch zielführender.
Die Frage die ich mir stelle ist, wann kaufe ich einen 900er? Und wann kaufe ich einen 1000er? Evtl. ist der Vergleich mit 364T und 366S auch sehr passend.
Braucht ein 900T mit OM 364 mehr Diesel als ein 1000er mit 366 Sauger?
Viele Grüße Steffen
Hallo,
also ich würde mal sagen, daß der Unterschied der Sparsamkeit nicht so gravierend sein wird.
Hängt natürlich vom Einsatz ab.
Ein 4-Zylinder mit gleicher Leistung wie ein 6-Zylinder, will bei Laune gehalten werden. Sprich er muss auf Drehzahl gehalten werden.
Bei Transportarbeiten kann man bei mehr Hubraum (6-Zylinder) "schaltfauler" fahren.
Was soviel heißt wie:
Wenn der 4-Zylinder Turbo (ggf. mit Ladeluftkühlung ) unter ein gewisses Drehzahlniveau kommt bricht die Leistung ab, wohingegen der 6 Zylinder noch durchzieht.
Nicht umsonst gibt es mittlerweile 2 Turbolader beim Diesel, um im niedrigen Drehzahlbereich mehr Ladedruck zu haben.
Das alte Sprichwort "Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr Hubraum", gilt meiner Meinung immer noch.
Gruß
Hubert
Moin ihr Hubraumverliebten,
in der Profi haben die vor ca 20 Jahren und gefühlt letztes Jahr sowas getestet. Im Ergebnis gleich:
Der turbo ist spritziger, wendiger, leichter und verbraucht weniger. Hat aber im unteren Drehzahlbereich nix zubieten, also eher der klassische Grünlandschlepper.
Der 1000er hat eine höhere Hubkraft und stärkere Achsen als der 900er.
LG Erhard
Hallo,
und ich dachte Achsen und Getriebe wären gleich von 800 bis 1000 Seitenschalter ?
Viele Grüße,
Matthias
Servus Mathias
Getriebe ja, Achsen nein. Der 1000 ist in einigen Bereichen natürlich stärker ausgelegt zb. Hubwerk da er natürlich auch für schwerere Arbeiten ausgelegt war. Die Achsen im 1000 sind um 4cm breiter ob sie allerdings wesentlich stärker ausgelegt sind kann ich dir ehrlich gesagt nicht sagen ich hab sie nicht nachgemessen aber wenn überhaupt kann es nicht viel sein.
Lg Peter
Servus,
die Achsen im 1000er und 1100er sind stärker.
Diese Achsen wurden auch in der schweren Unimog-Baureihe (bis 240 PS) verbaut, wobei da natürlich sie Außenantriebe entsprechend der Leistung nochmals stärker ausgelegt sind.
Ein 1000er kann auch spritziger werden, wenn da der Turbolader verbaut ist.
Es kommt halt letztendlich auf den Einsatz an. Aber wenn ein 4-Zylinder mit sagen wir mal 100 PS die volle Leistung über einen längeren Zeitraum bringen muss, braucht er genauso Treibstoff wie ein 6-Zylinder mit 100 PS.
Letztendlich muss jeder selber abwägen, ob er mit seinen Arbeiten das Jahr über den Traktor schont, oder quält.
Geht letztendlich (wie Werner schon erwähnt hat) auf die Lebensdauer.
Man kann letztendlich auch den 6-Zylinder quälen, wenn er für den ganzjährigen Einsatz untermotorisiert ist.
Nehmen wir doch mal den Unimog als Beispiel: Den legendären U900 mit 84 PS und 6-Zylinder Motor.
Und als Nachfolger den U90, bzw, U140 (die Schrägnasen).
letztere beiden waren auch total untermotorisiert.
Gruß
Hubert
Hallo Leuts,
auch ein interessanter Vergleich:
Wir haben in der Firma den alten Siebeneinhalbtonner LKW 814. Der wurde Mitte/Ende der 80-er Jahre geliefert mit dem OM366 Sauger und 136PS Nach gar nicht mal so langer Zeit war der kaputt und wurde durch den OM364LA ersetzt. Auch 136 PS.
Der "neue Motor" ist inzwischen doppelt so lange drin, wie der alte drin war, ist spritziger, sparsamer und offensichtlich in Sachen Lebensdauer problemloser als sein Vorgänger. Weiterer Vorteil: Er verkraftet Kurzstrecke besser, weil er schneller auf Betriebstemperatur ist.
Die alte Geschichte Hubraum ist durch nichts zu ersetzen ist leider heute nicht mehr anwendbar. Es wurde ja schon angesprochen: Der Trend geht zum 2. Turbolader, um die Schwächen im Drehzahlkeller zu beheben. In allen Disziplinen - bis auf Haltbarkeit - ist viel Hubraum nur im Nachteil und der Mehrverbrauch des Drosselmotors ist aus Umweltgründen nicht vertretbar.
Wenn der dann obendrein über die Jahre so viel Mehrverbrauch hat, dass eine Motorrevision beim kleineren Motor damit bezahlt ist???
Natürlich hört sich so ein "Schiffdiesel" wunderbar an...
Mit dem Super 650V meines Onkels habe ich vor vielen Jahren geackert, gegrubbert, Mais gehäckselt, der Compact 950V lief an der Pflanzmaschine sowie am FARMI Kurzholz-Rückewagen mit Kran, der MBtrac 1000 F meines Onkels war ein starker Rückeschlepper, mein URSUS 1224 hat den tollen Martin Motor mit Bohrung 110 und Hub 120, der 406 mit dem OM352, alles tolle Maschinen mit tollem Sound...
...aber mit meinem 65/70 habe ich den gleichen Pflug gezogen wie der Super 650V und genauso schnell, aber am Vorgewende doppelt so schnell gewendet, der 900-er Forst, den mein Onkel als Vorführer hatte, war erheblich wendiger, der 950Compact war zwar kürzer als ein Super 950, aber immer noch ein steifer Bock und mein URSUS hat einen Wendekreis, da passt ein aktueller leistungsgleicher Schlepper fast 2 x rein ...
...deswegen werde ich jetzt keinen meiner "Steifböcke" weggeben und gäbe auch was dafür, wenn ich den alten Super 650V noch hätte, aber die Vor- und Nachteile in der Praxis kann man messen, dagegen sieht die subjektive Betrachtung meist "alt" aus....
Gruß
Holger
Hi,
es kommen noch andere Aspekte hinzu, insbesondere im Grünland und auf der Straße: So leicht wie möglich und so schwer wie nötig.
Der leichte Fendt 415 Vario (4,5l Deutz Motor)meines Bruders lässt locker mal einen 6 Zylinder Jonny mit 160 PS alt aussehen. Sehr spritzig, agil und wendig!
Wie lange der Motor hält, nun ??? Die Variogetribe fahren am Berg den Motor eigentlich immer an der Leistungsgrenze, das ist wahrscheinlich nicht Lebensdauer verlängert. Spritverbruach gab es mal gute Kennlinien: g/kWh. Heute gibt es nur noch Hochglanzprosekte und ohne Aussagekraft, beim Auto sowieso.
Es gibt keine generelle Anwort auf die Frage 4 oder 6 Zylinder, ich würde es immer auf den Einsatz abgestimmt betrachten.
Ein 1000er mit Felgen Spur 1,85 ist auch kein steifer Bock und mit Turbolader wirklich agil, der OM 352 im alten 1000er war lahm, mit Turbolader hingegen sehr angenehm. Nun ja, alle Vergleiche hinken irgenwo.
VG
Jürgen
VG
Jürgen
Hallo zusammen,
ich will keinem von euch bezüglich der zusammen getragenen Argumente widersprechen. Alle Schilderungen sind schlüssig und es wurden eine Menge relevanter Faktoren aufgezählt.
Werte aus der Praxis, sprich Dieselverbrauch pro Stunde fehlen bisher. Und ich denke darauf hätte Steffen ein wenig gehofft, besonders was die vier- und sechszylindrigen Mercedes-Motoren angeht.
Deshalb werfe ich hier mal Daten in den Ring:
MB-trac 65/70 mit OM364, Turbolader, und LLK, Getriebe vom 800er, womit man drehzahlreduziert 40-55km/h fahren kann. Geschätzt etwa an die 100PS. Das Fahrzeug sollte also mit den 900ern vergleichbar sein. Der Trac wird ganzjährig zum Hängerziehen auf der Straße genutzt, also mittlere Belastung, da der Hänger mal leer, mal voll und mal teilbeladen ist.
Im Jahr 2020 verbrauchte ich 12 Tankfüllungen mit einem Gesamt-Durchschnittsverbrauch von 6,13 Liter pro Betriebsstunde (der sehr langsam zählende Stundenzähler wurde hier bereits berücksichtigt und die Stundenzahl entsprechend korrigiert).
Erfahrungen: wird bei kalten Außentemperaturen gearbeitet steigt der Verbrauch deutlich. Werden leichte Arbeiten, wie Leerfahrten, Holzspalten, Heuarbeit durchgeführt sinkt der Verbrauch entsprechend.
Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das ganze verhält, wenn mein 1000er Trac mit originalem OM 352 die Transportaufgaben übernimmt.
Es geht hier auch nicht darum, was beim Verbrauch hinterm Komma steht, sondern einfach mal um Anhaltspunkte. Mir ist klar, dass kein Trac mit dem anderen vergleichbar ist, weil jeder andere Bedingungen hat und jeder unterschiedliche Arbeiten mit unterschiedlichen Geräten ausführt.
Aber ich denke wenn noch ein paar Leute ihre Verbräuche offenbaren, wird man eine Richtung erkennen können.
Ich hoffe das war in deinem Sinn Steffen.
Gruß Tobi
Hallo Tobi,
denke schon dass es Steffen um den direkten Vergleich geht.
Ein direkter Vergleich ist aber sehr schwierig ,die größten Unterschiede sehe ich in der Topographie und den anfallenden Arbeiten.
Ein paar Daten kann ich aber liefern ,Anfang März habe ich einige Tage Kompost für die Weinberge gefahren, 1000er Trac mit OM366 ,160PS ,mit HKL und 22 Kubik Mulde,leer 9700kg ,geladen 9-14Tonnen Kompost.
Distanz 10-14 km in die Hänge entlang der Mosel ,Verbrauch lag bei ca. 9 Liter Bst.
Leerlauf bei Wiegen und Laden/Entladen nicht rausgerechnet.
Gruss
Roby
Hallo,
ich kann jetzt keine Verbrauchswerte nennen, aber eines wurde bisher jetzt auch nicht erwähnt.
Tobi hat z.B. erwähnt, Trac 65/70 mit Om 364 mit Lkk und ca. 100 PS.
Nach heutiger Sicht und Motorenleistung gibt es im 100 PS Bereich sogar schon 3-Zylinder Motoren.
Somit könnte man jetzt auch da den Spritverbrauch diskutieren.
Ich denke auch, wie Roby sagt, daß es schwierig ist da einen direkten Vergleich zu ziehen.
Da müsste man letztendlich die Motoren auf einen Prüfstand nehmen.
Aber was sagt das dann genau aus?
Jeder hat andere Tätigkeiten, und einen anderen Fahrstiel.
Also ich wollte mir in den MB-Trac 1000 jedenfalls keinen 4-Zylinder mit LKK einbauen lassen.
Und ich glaube, die Fahrer der kleinen Baureihe wollten sich auch nicht mit einem 3-Zylinder mit Lkk begnügen.
Ich weiß nur so viel, daß wenn der Motor Leistung benötigt, seinen Treibstoff braucht.
Grüßle
Hubert