Guten Abend,
ich wohne ja in Brasilien und wir haben hier den "Luxus", dass wir zwei Dieselarten haben, einmal schwefelarm (10ppm) und einmal mit ordentlich Schwefel (500ppm).
Es geht um einen OM314 1989er BJ.
Jetzt habe ich den "alten" Diesel getankt, weil ich dachte viel Schwefel ist gut für die Pumpen, ect.
Dann andere Stimmen, viel Schwefel ist nichts wegen sauren Verbrennungsrückständen und Korrosion, etc. pp.
Ausserdem meinen die Brasis, dass der Motor wohl mit dem alten Diesel weniger verbaucht?!? Kann mir aber nicht so richtig erklären warum.
Was wäre nun besser? Preislich ist der Unterschied so marginal, dass es egal wäre.
Hallo Michael,
das ist eine sehr komplexe Thematik, auf den Verbrauch hat das schon mal keinen Einfluss!
Wie auch? Schwefel enthält keine durch Verbrennung in einem Motor freisetzbare und nutzbare Energie.
Aber um Deine Frage zu beantworten, muss man wissen, ob und wie Euer schwefelarmer Kraftstoff "schmiertechnisch" kompensiert / rezeptiert wurde.
Kann mir kaum vorstellen, dass man dort den Schwefel einfach nur rausnimmt, ohne schmiertechnisch gegenzusteuern.
Kannst Du da was herausfinden?
Beispiel: Wird bei Euch auch mit FAME aufgefüllt, wie bei uns die Rapsölbeimischung?
Gruß aus Oberhessen
Holger
Hallo Michael,
Schmiertechnisch wird Schwefel schon eine Rolle spielen d.h. wenn bei dem Schwefelarmen Diesel (Enthält der Dieselkraftstoff max. 10 ppm Schwefel, gilt er eigentlich als „schwefelfrei“. ..) der Entzug von Schwefel nicht mit Additiven kompensiert wird , können indirekt die Verbrauchswerte beeinflusst werden .
-->Kann ich wissenschaftlich nicht belegen aber wäre meine persönliche Schlussfolgerung.
Gruß
Uli
Hallo,
was kostet eigentlich der Sprudel in Brasilien?
MFG
Berni
Ich hab mal mit dem Stichwort Biodiesel recherchiert:
Das packen die in beide Dieselsorten, also irgendwie 11% sind vorgeschrieben.
Dann weißen alle eine Schmierfähigkeit von unter 460 micrometer nach ISO 12156 (was das auch immer heißt).
Dann gibt es tausende "Erfahrungsberichte" dafür und dagegen und "Studien" die aber von Wasser im Diesel reden und dadurch verursachten Verschleiß, wobei da eine Referenz mit dem alten Diesel fehlt. Aber mein Portugiesisch ist dann nicht so gut, als dass ich da was schlaues draus rauslesen könnte.
Die Tankstellen postulieren, dass der schwefelarme Sprit "downkompatibel" ist. Also auch in alten Diesel laufen darf, andersrum nicht.
Zitat:was kostet eigentlich der Sprudel in Brasilien?
Ist nach Region unterschiedlich, bei uns in der Nähe von Sao Paulo kostet der Liter zwischen 4,10 und 4,30 R$, das sind umgerechnet irgendwas um 0,60-0,65 €. Aber dazu muss man auch sagen, dass der Real-Kurs hier völlig abgestürzt ist und wir deswegen eine Preissteigerung in den letzten 3 Monaten von rund 25% hatten.
Mein Gehalt wurde mal mit einem Umrechnungskurs von 1:4 festgelegt, sprich für mich fühlt sich das eher an wie 1,10€ der Liter. Und so gehts den meisten Brasis deren Gehalt (leider) nicht mit der Inflation oder dem Wechselkurs gegen den Dollar mit steigt, dieser sehr wohl aber den Preis für Diesel/Benzin (weil Öl in USD gehandelt wird) oder Lebensmittel bestimmt.
(13.04.2021, 18:27)PEOPLES schrieb: [ -> ]Dann weißen alle eine Schmierfähigkeit von unter 460 micrometer nach ISO 12156 (was das auch immer heißt).
die 460 mµ sind die Minimalanforderung an Schmierfähigkeit nach der
HFFR-methode die der Kraftstoff erfüllen soll.
Der Umwelt zuliebe solltest du entschwefelten Diesel fahren.
Hier gibt es auch entschwefeltes Heizöl ,m.W.n. in der ganzen EU.
Bei modernen Kat-anlagen muss der Diesel entschwefelt sein damit diese richtig arbeiten und keinen Schaden nehmen.
Gruss
Roby
Hallo Michael,
Roby hat hier völlig recht. Du solltest den schwefelarmen Kraftstoff wählen.
Der Schwefel war als Hochdruckschmierstoff in den Einspritzpumpen sehr willkommen, aber wenn die - wie Du schreibst - 11% FAME zumischen, sollten die 460µ sogar übererfüllt sein.
Das Problem der Kraftstoffe mit Pflanzenölbeimischungen ist ein ganz anderes: Du hast eine Komponente, die ihr eigenes Wasser mitbringt, Sauerstoff, Säuren enthält und auch andere eher unwillkommene Substanzen. Diese bewirken eine deutlich reduzierte Oxidationsstabilität des gesamten Kraftstoffes.
So lange Du Diesel nicht allzu lange daheim lagerst, wird das nicht zum Problem, aber bei überirdischer Lagerung sollte Diesel je nach Außentemperatur nicht länger als ein paar Monate liegen. Stichwort "Dieselpest"...
Unten ein Bild von zwei Tankdeckeln, die das eindrucksvoll zeigen, der eine von einem Tank, wo noch keine FAME-Beimischung drin war, der andere mit...
Beide Schlepper, beide etwa gleich alt, standen unter absolut identischen Umständen zwei Jahre "eingemottet" direkt nebeneinander in der gleichen Halle. Bei dem Schlepper mit dem nicht verrosteten Tankdeckel war der Tank sogar nur 1/2 voll.
Fazit: Hat man früher vollgetankt, um Korrosion zu verhindern, bringt das nur noch bedingt etwas. Der Tankdeckel meines Mähdreschers sieht inzwischen genauso aus, wie der obere...
Und das Hauptproblem ist, dass diese Korrosion unterhalb des Flüssigkeitsspiegels nicht völlig aufhört, da die FAME eigenen oxidationsfördernden Sauerstoff mitbringen...
Bei den neuen Fahrzeugen hat man Kunststofftanks, Kunststoffleitungen, Kunststoff-Filtergehäuse...
Gruß aus Oberhessen
Holger
Dann sag ich mal vielen Dank für die kompetenten Antworten. Da ist wohl sonst auch viel "Glauben" mit im Spiel, ähnlich wie bei der "richtigen Ölsorte".
Dann werde ich den normalen Diesel tanken, da finanziell quasi kein Unterschied.
Die Dieselpest kenne ich von Flugzeugen, wenn man da nicht ständig das Wasser aus den Tanks holt und auch viel umpumpt, ect. dann bilden sich Microbenkulturen die für Korrosion und verstopfte Filter sorgen. Ist immer nen großes Thema und man steckt da viel Arbeit rein.
Früher hat man deswegen Strontiumchromat mit in die Tanks gegeben (übles Zeug) und aktuell gibt es weniger Hersteller, die Mittel dafür auf dem Markt haben. Viel ist verboten worden.
Ich werde aber den Wagen regelmäßig bewegen und das Öl ohnehin gem. Wartungsplan tauschen. Wahrscheinlich werde ich ohnehin nur auf Rund 5000km im Jahr kommen. Mal schauen.