Wellendichtring am MB-trac 1300 Achsrohr vorne wechseln
#1
XTRAC14 

Guten Abend,

an meinem 1984er MBTrac 443 tritt aus dem Achsrohr vorne links Schmiermittel aus.
Habe mir die beiden Wellendichringe gekauft und wollte mich jetzt an die Reparatur geben.
Kann mir jemand einen Tipp geben, ob ich den Achsschenkel komplett inkl. Bremse und Planetengetriebe inkl. Antriebswelle aus dem Achsrohr ziehen kann?
1. Lenkspurhebel abschrauben.
2. Achsschenkelbolzen unten ziehen, aber wie?

Dann die Simmerringe wechseln (Ausziehwerkzeug?)
Wäre sehr dankbar für ein paar Tipps von jemand der sowas schon mal gemacht hat, oder einfach weiß wie.

Vielen Dank und einen schönen Abend in die Runde.
Gruß Andreas

Guten Morgen,

habe in der Zwischenzeit die Beiträge von Bernie und Patrick gelesen und dabei gesehen, dass durchaus der ganze Achsschenkel (ohne separaten Ausbau Bremse/Planet) abgenommen wird. Super Information.

Bleibt mir noch die Frage wie das Ausziehwerkzeug für den Bolzen aussehen muss. Reicht ein Gleithammer oder ist da mehr Wumms gefragt? Beim Einsetzen vorwärmen (Flamme?).

Würde mich sehr über Tipps freuen.

Viele Grüße
Andreas
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#2

Hallo Andreas,

Normalerweise sitzt der untere Achsschenkelbolzen sehr fest in seiner Aufnahmebohrung. Das soll und muss auch so sein. Wenn der nicht so fest sitzt dann schlägt es die Aufnahmebohrung in der Achse aus. (Der Bolzen muss über 0,05 mm größer sein als die Bohrung)
Der Bolzen wird normalerweise mit einem hydraulischen Abzieher (Spezialwerkzeug von Mercedes) rausgezogen. Vielleicht kannst Du das Werkzeug bei ner Unimog Vertragswerkstatt ausleihen.

Ansonsten würde ich folgendes empfehlen:
Such Dir jemand der ne Drehbank hat.
Besorge hochfesten Stahl - z.B. 42CrMo4 35er Rundmaterial.
Der Dreher soll Dir dann eine abgesetzte Gewindestange drehen.
Auf der dicken Seite z.B. Gewinde M30x1,5 , auf der dünnen Seite das Gewinde wo im Achsschenkelbolzen drin ist. Dann noch 3 Muttern in M30x1,5 - möglichst Festigkeit 10 - Dann brauchst noch ein Stahlrohr wo über den Achsschenkelbolzen geht, möglichst dickwandig. Eine dicke Stahlplatte mit 30er Loch in der Mitte.
Die Gewindespindel mit Molykote (Kupferpaste) schmieren.

Dann das ganze in den Achsschenkelbolzen einschrauben- Abzieher ist fertig.
Die anderen Muttern hinten auf die Gewindespindel drehen und Kontern.
Dann kannst du gegenhalten- damit beim anziehen der anderen Mutter sich die Gewindespindel nicht dreht.

Ist etwas aufwendig- ich weiß - aber es ist stabil..

Zum einbauen: Original gibts da einen sog. Achsfaustwärmer- das ist ein Werkzeug wo man in die Bohrung in der Achse rein steckt- Strom einschalten - dann erhitzt man die Bohrung kräftig.

Ich hab beim zusammenbauen immer mit einem Innenmeßgerät gemessen, wie weit die Bohrung schon aufgegangen ist. Du brauchst min 0,05 mm mehr als der Bolzen hat. Sonst kriegst den nicht bis Anschlag rein...

Alternativ: Mitm Brenner warm machen.. Aber nicht nur Punktuell - und nicht den Stahl schmelzen :-)

=> Ich würde empfehlen, wenn man das schon zerlegt .- auch die Achsschenkellagerung gleich mit zu überholen.

=> Aber bei Nachbauteilen genau messen, ob die Bolzen und Buchsen auch gleich groß sind wie die alten => hier kommt es auf 1/100 stel Millimeter an.
Sonst schlägt wie gesagt die Aufnahmebohrung in der Achse aus.

Man könnte jetzt sagen muss das denn wirklich so genau sein ...
Ja - wenns wieder richtig halten soll muss das so genau sein- und es müssen so feste Passungen sein.

Wenn der Trac natürlich nur rumsteht, oder nur spazieren fährt ... muss jeder selbst wissen was er dann macht...

bzgl. dem Simmerring- am einfachsten den alten anbohren- Blechschraube rein drehen- mit Beißzange raus ziehen. Nicht die Aufnahmebohrung für den Simmerring beschädigen.

Grüße Bernd
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#3

Wir haben in meiner Lehrzeit die Achsschenkelbolzen auch immer 1-2 Tage vorher eingefroren. Macht ein paar 1/10 aus die er sich zusammenzieht, geht dadurch auch etwas leichter rein, und wenn wieder auf Temperatur sitzt er Bombenfest.
Mfg Mich

Fendt Farmer 108S Turbomatik

Und täglich Grüßt......... der Michl  Big Grin
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#4

Nabend

Ich hatte letztens auch das Vergnügen die Arbeit zu verrichten. Und das ganze noch bei meinem eigenen Trac (1300er) Sad.
Grund war die Antriebswelle war im Ausgleichskorb gebrochen. Den Lenkspurhebel oben war kein Problem beim
herrausziehen. Das klappte noch relativ gut, die Schrauben lösen, mit einem spitzen Meißel den Hebel etwas vom Achsschenkel
getrieben, dann mit zwei Montierhebel das Teil herrausgehebelt. Unten war das ganze schon etwas schwieriger. Den Deckel abgebaut,
dann ein Rohr mit 80mm Durchmesser und 150mm Länge über den Bolzen gestülpt. Nun die Druckscheibe aus dem Bolzen unten
entfernt und dann eine Gewindestange mit 24X1,5mm Steigung in das Gewinde geschraubt. Nun einen Hydr.-Abzieher auf dem Rohr
angebracht. Der Abzieher hatte eine Bohrung durch die die Gewindestange ging. Nun mit einer Mutter den Abzieher auf dem Rohr
befestigt und den Bolzen mit der Hydr.-Presse herrausgezogen. Dies ging dann ganz gut nachdem der Bolzen sich etwas bewegt
hatte. Ob dies mit einer Gewindestange alleine geht weiss ich nicht, es kommt auf einen Versuch an. Der Bolzen leistet auf jeden
Fall heftigen Wiederstand.
Vor dem Zusammenbau habe ich den Bolzen für ca 14 Std in eine Gefriertruhe gelegt. Das Einschlagen des Bolzens mußte
dann schnell gehen, hat aber relativ gut geklappt.

Gruss aus Heckenland, Matthias

PS: Andreas bevor Du dir die ganze Arbeit antust versuche es mal mit einem Ölstoppadditiv, das macht die Dicht-
lippe wieder etwas geschmeidig. Damit hatte ich auch schon erfolg, zwar nicht immer, aber einem Versuch ist es Wert
wenn man an die ganze Plagerei denkt.
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#5
XTRAC15 

Hallo Bernd, Michl und Matthias,

super Ideen. Vielen Dank. Es hilft sehr wenn man weiß, dass einen ein sehr hartnäckiger Bolzen erwartet. Motivation!!!
Ausbau ist tatsächlich alternativlos, da bei näherem hinsehen auffällt, dass das Nadellager im Achsrohr viel Spiel hat. Also raus muss sein.
Habe aus DN 100 Schweiß-T-Stück und Schweißflansch und 2 8.8er Schrauben M24x1,5 gegeneinander geschweißt den Abzieher gebaut und das ganze montiert. Das Material hatten wir Smile
Jetzt kann man der Mitte gegen verdrehen sichern und unten mit einer Mutter ausziehen. Das Drehmoment ist allerdings schon brutal hoch und es tut sich nix.
Werde versuchen den Sitz zu erwärmen, ohne dabei alles andere zu grillen.
Erfolgsbericht folgt - hoffentlich.

Viele Grüße aus Köln - von meiner neuen 1300er Baustelle
Da wären dann noch:
Lastwechselspiel an der Hinterachse
Betongaspedal
Einseitige Bremswirkung
Dafür hat er keinen Rost !!!

VG, Andreas
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#6

Hallo Zusammen,

geschafft. Unten Eis ins Rohr um den Bolzen oben mit dem Brenner warm gemacht 1" Ratsche mit 1 m Hebel.
Wie von euch beschrieben: Zunächst sehr sehr störrig, später nur noch störrig.

Danke.
VG, Andreas


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