Milchpreis Desaster
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Hallo,
mich würde mal interessieren wie ihr zu dem aktuellen Thema Milchpreisentwicklung und Überproduktion steht. Mir ist klar das ich mit meinen Thesen einige Gemüter erregen werde. Gleich vorweg, ich bin kein Landwirt sondern helfe lediglich meinem Bruder – 70 Milchkühe, Mittelgebirgsregion Rhön.

Der Milchpreis ist desaströs, ich habe heute gelesen das es erste Auszahlungspreise von 18 bis 19 Cent/kg gibt – unfassbar!

Nun zu den Ursachen. Aus meiner Sicht sägten die Bauern selbst auf dem Ast auf dem sie sitzen, es war Ihnen jedoch nicht bewusst. Jeder einzelne war der Meinung er sägt an dem Ast eines anderen Bauern (den Kleineren) aber nicht an seinem eigenen, deshalb wurden munter neue Ställe gebaut und die pure Größe sollte es richten. Diese Politik verfolgten insbesondere Junglandwirte frisch von der Schule und auf Masse statt Qualität getrimmt, die der Meinung waren sie hätten jetzt das Ei des Kolumbus gefunden. Die Molkereien waren auch nicht abgeneigt und haben jedem eine Abnahmezusage gegeben.

Von ihren eigenen Lobbyisten (Sonnleitner und Co) haben die Bauern sich hinters Licht führen lassen. Diese wiederum hatten nur das eine Ziel, die ganz großen Betriebe noch größer zu machen. Sonnleitner und Co waren die Mittelbäuerlichen Betriebe egal, die Kleinen wurden ja schon vorher eliminiert.

Es war wie bei den Goldgräbern in der neuen Welt: Verdient haben die die Hacke und Schaufel verkauften, nicht die Goldgräber. So ist es auch hier und heute: Verdient haben die Agrarkonzerne wie Claas, Acco, John Deere, Leyly, Krone, Pöttinger und die Stallbauer wie Wolf System Bau, Durämat,…., nicht die Bauern!
Es gilt nun mal: Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis!

Die Bauern sitzen nun auf der Überproduktion und schreien nach dem Staat und dem Verbraucher. Der Verbraucher jedoch ist unschuldig, denn er braucht das „mehr“ nicht, er hat auch nicht danach gerufen!
Der Staat mit seiner Lenkungsfunktion hat versagt, denn er hat zusammen mit der EU das Milchquotensystem 2015 abgeschafft, so das die Großbetriebe jetzt ohne Milchquotenkauf „billig“ expandieren konnten.
Die Statements der Großbetriebe: Massentierhaltung sind kleine Ställe und nicht Großbetriebe, da hier ja pro Tier mehr Platz zur Verfügung gestellt wird und leistungsorientiert gefüttert wird, sind lächerlich. Bei den Klein- und Mittelbetrieben gab es noch den Weidegang der Tiere, heute sehen die noch einmal mehr Tageslicht und sind ein Leben lang eingesperrt. Die Milch enthält keine Omega 3 Fettsäuren mehr und die Fleischqualität wird auch immer schlechter. Dann stellt sich noch eine Frage: Was kommt nach der Turbokuh, die Intercoolerkuh???

Jetzt sagt der Landwirtschaftsminister Schmidt: Wir geben Euch Überbrückungskredite und Bürgschaften. Ich habe selten so gelacht, denn das ist nichts Anderes als Insolvenzverschleppung!
Auch wer hier meint das Russland Embargo oder der Absatzrückgang in China seinen Schuld der liegt falsch, denn Lebensmittel müssen nun mal möglichst lokal produziert werden.
Hinzu kommen noch andere Faktoren, z.B. will Irland seine Milchproduktion verdoppeln und auch Neuseeland will seine Produktion kräftig ausweiten. Beide Länder haben klimatisch gesehen durch die Weidetierhaltung viel geringere Produktionskosten.

Schaut euch die OPEC an, ein Oligopol das für seine Überproduktion selbst verantwortlich ist.

Ich hoffe es war eine kritische Analyse, lasst mich dennoch leben!

VG

Jürgen
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Milchpreis Desaster - von hundmb-trac - 17.05.2016, 08:09
RE: Milchpreis Desaster - von jaromunimog - 17.05.2016, 09:19
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