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08.01.2011, 09:12
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.03.2011, 10:16 von
holgi63.)
Hallo Josef,
26TEUR ist schon eine Hausnummer, aber wenn es der Zustand rechtfertigt, was man nur vor Ort beurteilen kann, kann das trotzdem passen. MBtrac mit wenig Stunden sind rar geworden!
Zur "Terramatic":
Allgemein:
Wenn wir gemeinhin von "Regelhydraulik" reden, meinen wir die sogenannte "Zugwiderstandsregelung", eine Erfindung, die ursprünglich auf den Iren Harry Ferguson zurückgeht.
Die Zugwiderstandsregelung trägt den Pflug komplett im Dreipunkt (notfalls auch ohne Stützrad) und nutzt über die Ermittlung der Zugkraft diesen Wert, um zu verhindern, dass der Zugkraftbedarf über die vom Schlepper umsetzbare Zugkraft hinaus ansteigt. Geht es im Boden schwerer, steigt der Druck auf dieses Messsystem und der Kraftheber "regelt nach", er hebt also den Pflug etwas an und weiter gehts.
Vorteil der Zugwiderstandsregelung: Zuverlässige Verhinderung des Zustandes, dass der Bedarf an Zugkraft höher ist, als das Angebot.
Nachteil der Zugwiderstandsregelung: Die Arbeitstiefe wird nicht gleichmäßig gehalten, sondern nur näherungsweise.
Da diese Erfindung viele Jahre von Ferguson unter weltweit gültigen Patenten geschützt war, haben sich z.B. deutsche Ingenieure Gedanken gemacht, was es für Alternativen gibt. So kam man auf den Gedanken, sich den gleichen Effekt zur Zugkraftsteigerung nutzbar zu machen, wie Ferguson auch, jedoch ohne Ermittlung des Zugwiderstandes.
Der Haupteffekt für die höhere Zugkraft resultiert aus dem Umstand, dass das Pfluggewicht und teilweise sogar noch das Erdbalkengewicht auf den Scharen auf die Hinterachse des Schleppers übertragen wird.
Eine Alternative ist, so hat man damals herausgefunden, anstatt des Zugwiderstandes den Systemdruck im Kraftheber regelbar zu machen.
Wenn man in der Lage ist, den Systemdruck stufenlos von 0 bis 100% regelbar zu machen und bei 0% beginnt, kommt irgendwann der Punkt, wo Gleichdruck herrscht, der Systemdruck also genau den Wert hat, dass der Pflug beginnt, sich anzuheben. Bleibt man nun minimal unter diesem Wert, könnte man den ganzen Pflug am hinteren Körper mit dem kleinen Finger anheben, da es nur noch wenige N Hubkraft bedarf, um diesen fehlenden Rest aufzubringen. Ergebnis: Das Pfluggewicht wird komplett auf die Hinterachse übertragen.
So kam (leider erst) Mitte der 50-er Jahre die deutsche Variante einer Regelhydraulik auf den Markt: Die Druckregelung. Ich selbst besaß einen Hanomag C218 und einen Schlüter S35, die beide diese Regelung besaßen.
Vorteil der Druckregelung: Vollständige Übertragung des Pfluggewichtes auf die Hinterache bei gleichzeitig präzisem Einhalten der Arbeitstiefe, welche durch das Stützrad vorgegeben werden muss. Ohne Stützrad funktioniert das nicht!
Nachteil: Steigt der Bedarf über die verfügbare Zugkraft hinaus, wird nicht vom System gegengesteuert, da die dafür erforderliche "Information" dem System nicht bekannt ist, man muss also von Hand nachregeln.
Da ich mit meinem Schlüter damals gepflügt habe, kann ich Dir versichern, dass letzterer Umstand so gut wie nie vorkommt und mit dem allradgetriebenen MBtrac zu vernachlässigen sein wird. Mit der Druckregelung kann man, ordentliche Einstellung des Pfluges vorausgesetzt, 5cm tief schälen, ohne dass der Pflug herausgeregelt wird.
Aus diesem Grund besitzen Ostblock-Schlepper bis in die späten 90-er Jahre diese Regelvariante zusätzlich zu Lage-, Misch- und Zugwiderstandsregelung.
Mein URSUS beispielsweise besitzt diese Druckregelung auch, dort heißt sie Kopierregelung. Kopierregelung deshalb, weil der Pflug die vom Stützrad vorgegebene Fahrt "kopiert".
(Wer Kopierfräs- oder Kopierdrehmaschinen noch kennt, weiß, was dieses Wort sagen soll).
Konkret:
Da es vor 20 Jahren noch nicht möglich war, eine Zugwiderstandsregelung an einer gefederten Hinterachse zu realisieren, man aber den Unimog ebenfalls pflugtauglich machen wollte, entwickelte Mercedes Benz die sogenannte Terramatic. Im Prinzip ist auch das eine Druckregelung, allerdings sehr komfortabel, indem man im Fahrerhaus den Druck mittels eines einfachen elektrohydraulischen Reglers einstellen konnte.
Wenn Du sowas realisieren willst, muss der Kraftheber auf einfachwirkend umgestellt werden (Gegenseite der Hubzylinder einfach über ein T-Stück mit Blockhahn mit dem drucklosen Rücklauf verbinden). Dann muss die hebende Seite der Hubzylinder mit einem Druckregelventil regelbar gemacht werden. Komfortabel wäre es, wenn der Ölbedarf dieser Regelfunktion auf etwa 10% der Pumpenleistung (Mengenteiler) begrenzt würde und mit einem eigenen Steuergerät versorgt würde. Während des Regelvorganges ist das eigentliche Ventil, welches den Dreipunkt ansteuert, geschlossen. Einen Plan dazu könnte ich Dir entwerfen, würde aber aufgrund meiner verfügbaren Zeit etwas dauern.
Der "Eingriff" ins vorhandene System am Schlepper ist minimal. Es sollten für einen Volldrehpflug insgesamt (mit Dreipunkt) 3 Steuergeräte vorhanden sein. (Heben / Regeln / Drehen). Weitere Funktionen des Pfluges wie Schnittbreitenverst., Packerarm, etc. außer Betracht gelassen
FG
Holger
406.120 '72, 440.161 '75, 440.167 '83
Die 3 MBtrac-Grundsätze:
1.) Ein MBtrac ist zwar nicht alles, aber ohne MBtrac ist alles nichts!
woraus folgt:
2.) Ein Leben ohne MBtrac ist möglich - aber sinnlos...
doch zum Glück für die vielen Nicht MBtrac Besitzer:
3.) Nur wer einen MBtrac besitzt, weiß, was allen anderen fehlt...